NÄCHSTE AUFFÜHRUNG :
Ende Februar/Anfang März 2025
Fjodor DOSTOJEWSKIJ – Der Großinquisitor
als hybride Rezitation (Aufführungsort wird bald genannt!)
Foto: Steve Zeidler
Weitere Angaben folgen in Kürze!
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27. Oktober 2024 – 18.00 Uhr
Joseph-Joachim-Saal, Künstlerhaus Hannover,
Sophienstr. 2, 30159 Hannover
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>> Karten >>
Alfred SCHNITTKE (1934-98)
Klavierquintett (1976)
Johannes BRAHMS (1833-97)
3. Klavierquartett in c-Moll, op. 60 (1875)
Grazyna BACEWICZ (1909-69)
1. Klavierquintett (1952)
Gustav MAHLER (1860-1911)
Klavierquartett in a-Moll (1876-77)
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FLEX ENSEMBLE (Hannover)
Kana Sugimura – Violine
Ania Szulc – Viola
Martha Bijlsma – Violoncello
Johannes Nies – Klavier
mit
Lucja MADZIAR – Konzertmeisterin d. ORF-Orchesters Wien
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Johannes Brahms´ drittes, leidenschaftlich-schönes Klavierquartett entstand, ja reifte über den langen Zeitraum von 1855 bis 1875. Die autobiografisch motivierte Komposition, einem von ihm ansonsten streng abgelehnten Ansatz, begann er zwei Jahre nach seiner ersten Begegnung mit Clara Schumann und vollendete sie auf dem Höhepunkt seiner auf ewig unerfüllten Liebesbeziehung zur Frau seines väterlichen Freundes und Mentors Robert Schumann. Bezeichnet sind auch seine damals selbst geschaffenen Bezüge zu Goethes literarische Gestalt des ´Werthers´ in Zusammenhang mit diesem Werk. Daher sind auch seine möglichen Selbstmordgedanken wegen der verlorenen, ja nie ´besessenen´, ja nie ´besessenen´, gelebten Liebe zu Clara nicht ausgeschlossen. Es ist die Vertonung einer endlosen Sehnsucht, einer immerwährenden Entfernung trotz räumlicher und körperlicher Nähe und inniger gegenseitiger, wie auch immer geäußerter Zuneigung.
Im seinem überwältigenden Klavierquintett verarbeitet Alfred Schnittke den Tod seiner Mutter und setzt darin in musikalischer Transformation quasi die verschiedenen Stufen eines Trauerzyklus´ – von Weigerung, Wut, Verhandlung, Depression und Akzeptanz – in Ton.
Auch in Grazyna Bacewicz rätselhaften, melancholisch-dunkelleuchtenden Klavierquintett finden sich Anklänge von Trauer und Verlust – am greifbarsten in Form eines angedeuteten, sich ständig verändernden Trauermarsches sowie subtil in verschiedenen Motiven des Klagens. Es endet schließlich aber nach einer Überleitung, die an ein Wiegenlied erinnert, in träumerisch anmutenden Klanginseln…
Zu diesen seriösen Werken gesellt sich Gustav Mahlers frühes Klavierquartett als seltenes Zeugnis seiner kammermusikalischer Ansätze, das aber bereits seine tiefschürfende musikalische Durchdringung, die sein Gesamtwerk prägen wird, vielversprechend andeutet.
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28. April 2024 – 18.00 Uhr
Neustädter Hof- und Stadtkirche,
Rote Reihe 8, 30169 Hannover
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Franz SCHUBERT (1797-1828)
Die schöne Müllerin
(D 759, Liederzyklus, 1823)
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Christoph Pohl – Bariton, Semperoper Dresden
Tobias Krampen – Klavier, Bonn
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In seiner Saison 2024 unter dem Übertitel „Verlust“ präsentiert die interdisziplinäre Konzertreihe DIALOG der KÜNSTE den Liederzyklus „Die schöne Müllerin“ von Franz Schubert, der im Jahr 2023 sein 200. Jubiläum feierte. Der international gefeierte Bariton Christoph Pohl von der Semperoper Dresden interpretiert die berühmten, romantischen Lieder begleitet vom Pianisten Tobias Krampen.
Der erste von Franz Schuberts drei großen Liederzyklen erzählt von der unerfüllten Liebe eines jungen Müllergesellen zu der Tochter seines neuen Meisters. Die tief berührenden Lieder lassen ihn alle Emotionen einer jugendlich reinen, letztlich aber einseitigen Liebe durchwandern.
So führt sie ihn vom schwärmerischen Sehnen über hoffnungsvolle Zeichen einer baldigen Erfüllung, dann aber durch Eifersucht und später bittere Resignation hin zur finalen Flucht aus Wehmut und Verzweiflung. Es ist die tragisch-schöne Geschichte einer besonderen Form des Verlustes.
Aus der Wanderschaft kommend und der rätselhaften Schönheit der Natur zugetan, begleitet ihn diese in seinen Gefühlswirrungen mit ihren vielsagenden Erscheinungen und tritt sogar in Zwiesprache mit ihm.
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2024
Thema: Verlust
In Saison 2024 konzentrieren wir uns in drei Aufführungen, einem Liederabend (28.4.), einem Kammerkonzert (27.10.) und einer hybriden Rezitation eines Werks von Fjodor DOSTOJEWSKIJ mit Matthias NEUKIRCH vom Schauspielhaus Zürich (Frühjahr 2025 – Termin wird bald genannt), auf Werke, die sich künstlerisch mit dem Thema „Verlust“ auseinandersetzen.
Nicht selten verarbeiten Künstler schwere Schicksalsschläge in Ihren Werken und Kompositionen. Vor allem der finale Verlust eines geliebten Menschen lässt eine Leere zurück, die nur durch den künstlerischen Versuch begegnet werden kann, diese zu begreifen, zu bewältigen oder im eigentlich unmöglichsten Fall anders auszufüllen. Zuerst gilt es diesen Verlust zu akzeptieren, auszuhalten, ja das Unwiderrufliche verstehen zu lernen. Der Künstler sucht bald Wege, dieser komplexen Gefühlswelt Ausdruck zu verleihen, um zu trauern, sich zu erinnern und letztlich weiterleben zu können, indem er sich irgendwie von diesem Verlust ´befreit´ oder vielmehr sich und die dadurch gerissene Wunde zu heilen vermag. Diese Wirkung der Musik gilt auch im übertragenden Sinne.
So tragen derartige Werke oft äußerst autobiografische Züge und verraten Vieles über den Menschen hinter der Kunst, denn ohne Ehrlichkeit und Offenbarung würde es nie gelingen, den Verlust zu verwandeln und ein ´neues´ Leben zu beginnen.
Uns interessieren vor diesem Hintergrund insbesondere Verluste, die von existentieller, ja vielleicht sogar fatalistischer Wirkung sind – die Zweifel, In-Frage-Stellen oder eine bewusstseinserweiternde Innenschau verursachen, letztlich aber auch neue Perspektiven und Chancen ermöglichen.
Es geht uns um die heilende Kraft der Musik, die sie auch denen entfaltet, die sie nicht selbst geschaffen haben – in ihrer ureigenen, vielleicht vierten Dimension.